Wie zugänglich ist die Protonentherapie bei Prostata-Karzinom und wer hat da die Nase vorn?

Jedes Jahr erkranken weltweit schätzungsweise 17 Millionen Menschen an Krebs. Die vier am häufigsten auftretenden Krebserkrankungen weltweit sind Lungen-, Brust-, Darm- und Prostatakrebs. Bei Männern ist der Prostatakrebs, also Karzinom der Prostata, die häufigste Tumorerkrankung. Den Betroffenen stehen verschiedene Behandlungsoptionen zur Verfügung. Chirurgische Entfernung der Prostata und Strahlentherapie werden weltweit am häufigsten gewählt. Diese sind jedoch nachweislich in vielen Fällen mit Nebenwirkungen verbunden, sich negativ auf die sexuelle Funktion, auf den Harntrakt und auf den Darmausgang auswirken können.

Die Strahlentherapie wurde daher immer weiter entwickelt, um das das Toxizitätsrisiko für gefährdete Organe wie Blase, Rektum und Samenblase maximal zu sinken. Die neusten Geräte der konventionellen Strahltechnik erreichen gute Ergebnisse, sind allerdings physikalisch an ihrem Limit gelangt. Photonenstrahl kann die Präzision und Schonung der naheliegenden Organe aber steigen, da die Strahlen extrem genau gezielt werden und direkt im Tumor anhalten. Dies ist durch verschiedene Studien nachgewiesen, und für einige Diagnosen (wie z.B. Tumore bei Kindern) gilt die Protonentherapie bereits als Standard. Wie ist es aber bei dem Prostata-Karzinom?

Von unserer Erfahrung ausgehend, wird eine Protonentherapie bei lokalisierten Tumoren im mittleren und hohen Risiko von den hiesigen Krankenkassen oft übernommen. Auch ausländische Krankenkassen übernehmen die Therapie von Fall zu Fall, vor allem private Krankenkassen. Es gibt allerdings Länder, wo diese Therapie bereits zum Standard auch bei Karzinom der Prostata wurde: Japan. Um die Lebenserwartung und die Lebensqualität der betroffenen japanischen Männer zu verbessern, unterstützt die japanische Regierung eine umfassende Forschung zu den aktuellen Formen der Krebsbehandung. Eine solche Unterstützung gilt auch der Protonentherapie.

Derzeit gibt es in Japan 14 Protonenanlagen. Deutschland hat zur Zeit fünf Zentren, Österreich und die Tschechische Republik eins. Seit April 2018 wird die Protonentherapie bei Karzinomen der Prostata von der japanischen öffentlichen Krankenversicherung übernommen. Daraufhin ist in Japan die Zahl der Patienten, deren lokalisiertes Prostatakarzinom mit Protonentherapie behandelt wurde, deutlich gestiegen und wächst weiterhin.

In einer von japanischen Forschern im Januar 2019 im Journal of Clinical Medicine publizierten Auswertung der bisher zugänglichen Studien zur Protonentherapie bei lokalisiertem Prostatakrebs in Japan wurde der positive Effekt der Protonentherapie bei Prostatakarzinom gegenüber anderen Formen der konventionellen Strahlentherapie bestätigt.

Die Inzidenz akuter und später Toxizitäten im GI- und GU-Trakt sowie die Strahlendosen für Risikoorgane wie Blase, Darm und Samenbläschen erwiesen sich als signifikant niedriger, wenn sie mit herkömmlichen Strahlentherapie-Behandlungen verglichen wurden. Die Protonentherapie hat sich auch in der Prognose und Lebensqualität der Patienten bewährt. Die biochemische Kontrolle der Erkrankung bei Patienten nach der Protonentherapie (einschließlich der Fälle mit hohem und sehr hohem Risiko) war signifikant günstig.

Die japanischen Forscher kamen zu dem Schluss, dass die Protonenstrahl-Therapie eine wirksame und geeignete Behandlungsoption für lokalisierten Prostatakrebs ist, auch wenn noch weitere Daten und Auswertungen folgen sollten, mit der anwachsenden Zahl der Patienten.

Das Protonentherapiezentrum in Prag spezialisiert sich auf die Prostatakarzinom-Behandlung. Die Patienten mit niedrigem und mittlerem Risiko können die Therapie in 5 Bestrahlungssitzungen absolvieren, einige Patienten mit mittlerem und hohem Risiko (z.B. mit Metastasierungen in den Lymphknoten), Patienten nach Operation oder mit Rezidiv werden dann mit einer höheren Strahlendosis in 21 bis 36 Sitzungen bestrahlt, je nach Umfang der Erkrankung.