Die Protonentherapie kann das Risiko langfristiger unerwünschten Nebenwirkungen der Anal- und Rektalkarzinombehandlung verringern

Die Protonenstrahl-Therapie wird inzwischen immer mehr zur Behandlung von Tumoren bei Kindern, bei Tumoren des Zentralnervensystems, der Schädelbasis sowie bei HNO-Tumoren eingesetzt. Heute sind weltweit über 75 Protonentherapieeinrichtungen in Betrieb, weitere befinden sich in der Entwicklung. Ob die Protonentherapie auch bei der Behandlung von Anal- und Rektalkarzinom eine wichtige Rolle spielen kann, wird derzeit wissenschaftlich untersucht.

Anal- und Rektalkarzinome sind von strahlungsempfindlichen Organen umgeben, was ihre Behandlungsmöglichkeiten einschränkt. Die Protonenstrahlentherapie kann diese Einschränkungen aufheben und könnte in der Zukunft bei bestimmten Fällen noch öfter und mit größerer Wirksamkeit als die konventionelle Strahlentherapie zur Behandlung eingesetzt werden.

Wie in einer in Februar 2020 veröffentlichten Studie der Harvard Medical School gezeigt wurde, verringert die potenzielle Anwendung der Protonentherapie die mit der Behandlung verbundenen Toxizität – also die Nebenwirkungen. So wird die Akzeptanz der Behandlung durch den Patienten erhöht, die Behandlungsunterbrechungen minimiert und es wird sogar eine Dosissteigerung (die sogenannte Hypofraktionierung) möglich.

Die Autoren der Studie stellen fest, dass derzeit „… die maximale Wirksamkeit von Bestrahlungsplänen für primären und wiederkehrenden anorektalen Karzinom durch die eigensetzte Strahlentechnologie eingeschränkt wird, da die Machbarkeit und Toxizität der gefährdeter Organe berücksichtigt werden müssen.“

Die Wissenschaftler sind sehr optimistisch in Bezug auf die Protonentherapie als eine wirksame Behandlung für den Anal- und Rektalkarzinom, insbesondere angesichts der zunehmenden Verbreitung der intensitätsmodulierten Protonentherapie und der Pencil-Beam-Technik (wie sie z.B. im Protonentherapiezentrum in Prag eingesetzt wird). Darüber hinaus können verringerte Bestrahlungsmengen an Knochenmark und an den Darm „die Toleranz gegenüber multimodaler Behandlung verbessern“ und eine Dosissteigerung ermöglichen, was wiederum die klinischen und auch die von Patienten berichteten Ergebnisse verbessert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Protonentherapie das Potenzial besitzt, Anal- und Rektalkarzinome wirksamer als die klassische Strahlentherapie zu behandeln. Die Protonentherapie kann zu weniger kurz- und langfristigen Nebenwirkungen führen und ermöglicht aufgrund ihrer Präzision eine Dosissteigerung (Hypofraktionierung), wodurch die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Beseitigung der Krankheit erhöht wird.