Prostatakrebs ist heute in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Männern und die dritt-häufigste zu Tode führende Krebserkrankung, nach Lungen- und Darmkrebs. An einem Prostatakarzinom versterben jährlich etwa 12.000-14.000 Männer in Deutschland, bei ca. 60.000 neuen Neuerkrankungen im Jahr. In Österreich erkranken jährlich etwa 5.700 Männer, etwa 1.300 Männer sterben daran. Die Häufigkeit von Prostatakrebs nimmt seit fast drei Jahrzehnten zu, was durch neue Methoden zur Früherkennung (z.B. der PSA-Bestimmungstest) zu erklären ist. Durch diese Methoden werden mehr Prostatakarzinome im Frühstadium entdeckt.
Im Frühstadium ist Prostatakrebs gut heilbar. Wenn der Prostatakrebs aber bei Diagnose bereits gestreut hat und z.B. Tochtergeschwülste in den Knochen (Knochenmetastasen) vorhanden sind, dann sind die Heilungschancen und die Lebenserwartung deutlich schlechter. Im Frühstadium wird manchmal eine aktive Überwachung empfohlen und beim Fortschreiten der Krankheit dann meistens eine radikale Prostatektomie durchgeführt, oder alternativ folgt eine konventionelle Radiotherapie. Dass es weitere, vergleichbar sichere und mit weniger Nebenwirkungen verbundene Therapiemöglichkeiten gibt, ist vielen nicht bekannt. Eine dieser weiteren Optionen ist die Protonentherapie.
Dieser Artikel erklärt, warum die Protonentherapie, wie sie unter anderem in Prag angeboten wird, eine wirksame Behandlungsoption für viele Prostatakrebspatienten ist.
Die Prostata und Prostatakrebs
Die Prostata umgibt die Harnröhre und befindet sich unter der Blase. Krebs beginnt sich in der Prostata zu entwickeln, wenn die Zellen der Drüse unkontrolliert zu wachsen beginnen und einen bösartigen Tumor bilden. Unbehandelt kann sich Prostatakrebs auf andere Körperteile wie Blase, Rektum, Knochen und Lymphknoten ausbreiten – in diesem Moment wird er zu einer Lebensbedrohung. Die moderne Medizin hat jedoch die Überlebensraten von Prostatakrebs steigern können.
Die häufigsten Karzinome der Prostata
Die überwiegende Mehrheit der Prostatakrebserkrankungen bilden Adenokarzinome – also Karzinome, die sich unmittelbar in den Drüsenzellen entwickeln. Weitere Prostatakarzinome sind:
- Duktales Adenokarzinom – beginnt in den Gängen der Prostata
- Transitionalzellkarzinom, auch Urothelkarzinom – beginnt in der Blase und breitet sich auf die Harnröhre, die Prostata und das nahe gelegene Gewebe aus
- Plattenepithelkarzinom – beginnt in den flachen Zellen der Prostata
- Kleinzelliger Prostatakrebs – eine neuroendokriner Tumor, der aus runden, kleinen Zellen besteht
Risikofaktoren und Prävention
Es ist bekannt, dass Risikofaktoren wie Alter, ethnische Zugehörigkeit und Familiengeschichte die Wahrscheinlichkeit beeinflussen, mit der ein Mann an Prostatakrebs erkrankt. Männer über 50 Jahre entwickeln häufiger Prostatakrebs, mit steigendem Alter steigt auch die Wahrscheinlichkeit.
Eine familiäre Prostatakrebs-Vorgeschichte kann ebenfalls die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung steigern. Nur 5% der Fälle von Prostatakrebs werden vererbt, aber bis zu 20% der Fälle sind familiär bedingt. Das bedeutet, dass Faktoren wie Lebensstil, Gewohnheiten und auch die Genetik möglicherweise einen Einfluss auf die Krebsentstehung haben.
Um das Risiko für Prostatakrebs zu senken, wird empfohlen, sich fettarm zu ernähren und regelmäßig Sport zu treiben. Es ist jedoch am Besten und Sichersten, die Gesundheit ab dem 50. Lebensjahr regelmäßig zu überwachen und alle Vorsorgeuntersuchungen und Prostata-Screenings (wie den PSA-Bluttest) durchführen zu lassen.
Protonenbehandlung für Prostatakrebspatienten
Die Protonentherapie, auch als Protonenstrahl-Therapie bekannt, ist eine moderne, hochpräzise Form der Radiotherapie, bei der Protonenteilchen in einen Strahl fokussiert und an die Krebszellen abgegeben werden (Pencil Beam Strahl). Die positiv geladenen Partikel können so gesteuert werden, dass sie an der Tumorstelle anhalten und die Energie abgeben. Das Krebsgewebe wird so mit hoher Strahlung zerstört, ohne dass gesundes Gewebe und lebenswichtige Organe um den Tumor herum beschädigt werden.
Die Protonentherapie ist nicht invasiv. Sie ist mit minimalen Nebenwirkungen verbunden, weil sie nachweislich präziser als andere Formen der Strahlentherapie. Darüber hinaus erfordert die Behandlung minimale, in manchen Fällen sogar keine Erholungszeit und die Bestrahlung hat im Vergleich zu anderen Krebsbehandlungsoptionen keinen Einfluss auf das Energieniveau des Patienten. Diejenigen, die sich für eine Protonentherapie entschieden, können von weniger Komplikationen und Nebenwirkungen als bei Operation oder konventionellen Röntgenstrahlung ausgehen.
Protonentherapie vs. Konventionelle Strahlentherapie
Im Gegensatz zur Protonentherapie verwenden herkömmliche Bestrahlungsbehandlungen Röntgenstrahlen, um den Tumor zu vernichten. Leider schädigen diese Röntgenstrahlen nicht nur das Krebsgewebe, sondern auch das umgebende gesunde Gewebe. Die Protonentherapie verwendet positiv geladene subatomare Teilchen, die als Protonen bezeichnet werden. Im Gegensatz zur herkömmlichen Strahlentherapie kann bei der Protonentherapie der Protonenstrahl gezielt auf die Krebszellen im Körper gezielt werden, was ein erfolgreicheres und weitaus weniger schädliches Verfahren ermöglicht.
Konventionelle Röntgenbestrahlung (mit Photonen) des Prostatakarzinoms Protonenbestrahlung des Prostatakarzinoms aus zwei Richtungen
Protonentherapie erhält die Lebensqualität
Laut einer nationalen amerikanischen Umfrage zu Prostatakrebs berichteten die Protonentherapie-Patienten während und nach ihrer Protonentherapie eine bessere Lebensqualität im Bezug auf Harn- und Darmfunktion, im Gegensatz zu Patienten, die eine konventionelle Röntgenbestrahlung erhielten. Mehr als 70% der Prostatakrebspatienten, die eine Protonentherapie erhielten, gaben zusätzlich an, dass die Behandlung keinen Einfluss auf ihre Lebensqualität insgesamt hatte.
Protenenterapie in Deutschland
Auch in Deutschland werden, bisher eher selten, Prostatakarzinome mit Protonentherapie behandelt. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Dadurch, dass diese Behandlung bisher in Deutschland nicht weitgehen zugänglich war, existieren keine randomisierten und nur sehr wenigen klinischen deutschen Studien, die den Vergleich der Protonentherapie zu der konventionellen Therapie bei Prostatakarzinom aufzeigen würden. Deswegen wird diese Therapie auch nur in einigen Fällen und nur von einigen Krankenkassen übernommen, und das trotz der Tatsache, dass es genügend evidenzbasierte klinische Studien in den USA und anderen Ländern, z.B. in Japan gibt, wo diese Therapie bereits umfangreich eingesetzt wurde. Auch wird diese Therapie in Deutschland oft mit Vorurteilen verbunden. Fakt ist, das der dosimetrische Vergleich und die bisherigen Erfahrungen die Vorteile der Protonentherapie gegenüber der chirurgischen Entfernung und konventionellen Strahlentherapie bestätigen. Interessant wären Vergleiche zu den neuen Methoden wie z.B. CyberKnife. Hierzu werden erst weitere Daten der Langzeitbeobachtung benötigt.
Erfahrungen unserer Patienten, die eine Protonenbehandlung bei Prostatakrebs in unserem Zentrum absolviert haben, können finden sie hier.