Was ist eine hypofraktionierte (verkürzte) Protonentherapie bei Prostatakarzinom und für welche Patienten ist sie besonders geeignet?

Hypo-fraktionierte (verkürzte) Protonentherapie bei Prostatakarzinom

Seit dem klinischen Betriebsbeginn im Dezember 2012 wurden am PTC Prag mehr als 5000 Patienten behandelt.  Das Prostatakarzinom repräsentiert in Prag mit etwa 50% die am häufigsten behandelte Erkrankung dar. Etwa 2500 dieser Patienten wurden in hypo-fraktioniertem – verkürztem Verfahren – behandelt. Die Ärzte im Prager PTC haben diese, auch stereotaktisch genannte Behandlung entwickelt und setzen es erfolgreich ein. Bei diesem Verfahren kann der Prostatakarzinom im niedrigen und mittleren Risikobereich innerhalb von 10 Tagen, also in fünf Bestrahlungssitzungen, behandelt werden. In dieser Patientengruppe wurden bisher außergewöhnlich gute Ergebnisse erzielt. Es handelt sich um ein weltweit bereits etabliertes Verfahren, auch in Deutschland  laufen zur Zeit klinische Studien zur hypo-fraktionierten Strahlungstherapie.

Wie der Chefarzt des Prager Protonenzentrum Dr. Jiří Kubeš in einem Video-Interview erklärt, der Vorteil dieser Prostatakarzinom-Behandlung ist nicht nur die Verkürzung der Behandlungszeit. Der entscheidende Vorteil basiert auf den Eigenschaften der Protonentherapie: Diese belastet das gesunde Gewebe mit weniger ionisierender Strahlung. Somit schont sie den Darm und die Blase und auch die Organe, die für Sexualfunktion zuständig sind.

Für wenn ist also diese Form der Protonentherapie geeignet? Diese Behandlung sollten Patienten mit Diagnose Prostatakarzinom im niedrigen und mittleren Risikobereich erwägen. Es handelt sich also um Karzinome, die frühzeitig erkannt werden, oft schon bei Vorsorgeuntersuchungen, die aber bereits eine Behandlung erfordern. Ganz konkret ist diese stereotaktische – also verkürzte – Protonentherapie  für Prostatakarzinome nach der TNM Klassifizierung in den Stadien T1, T2, N0, M0, mit Gleason Score 6 oder 7 und PSA-Wert bis 15 geignet.

Akute und späte Nebenwirkungen sind bei der Auswahl der richtigen Therapie oft entscheidend. Die Protonenbehandlung wird generell sehr gut vertragen. Während der Behandlung oder 2-3 Wochen nach Beendigung der Therapie können bei einem Teil der Patienten Nebenwirkungen in Form von verstärktem nächtlichen Harndrang, schwachem Harnstrahl, manchmal auch leichtem  Brennen beim Urinieren oder häufigerem Stuhldrang vorkommen. Allerdings nur etwa 3-4 Prozent der Patienten benötigen für diese Beschwerden eine Medikation.

Dr. Jiří Kubeš fasst die Erfahrung zusammen: „Es handelt es sich um eine für den Patienten sehr zufriedenstellende Therapie: Wir beobachten nach der Protonenbehandlung beim Prostatakarzinom im niedrigen Risikobereich etwa 99% aller Patienten ohne Rezidiv, bei Patienten im mittleren Risikobereich sind etwa 94% ohne Rezidiv.“

Im Laufe der Jahre wurde die Breite der Anwendungsmöglichkeiten erweitert, so dass wir inzwischen eine Reihe von Patienten mit Hirntumoren, mit Tumoren im Kopf- und Halsbereich, Tumoren der Speiseröhre, der Lunge mit malignen Lymphomen insbesondere im Mediastinum, mit Karzinomen der Speicheldrüsen oder mit Analkarzinomen etc. heilen konnten. Wir sehen auch für das Brustkarzinom, vor allem bei der linksseitigen Brustkrebserkrankung bei Anwendung der Protonenbehandlung eine gute Perspektive